Coronakrise: Grenzübergreifende Sorgen im Gastgewerbe
Beim Treffen der deutschsprachigen Verbände standen die Forderungen nach praxistauglichen Finanzhilfen und Öffnungsstrategien im Zentrum des Austausches.
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Die deutschsprachigen Verbände der Hotellerie und Gastronomie haben sich am 12. April 2021 über die national unterschiedlichen Herausforderungen der Coronakrise ausgetauscht. In der Diskussion war man sich länderübergreifend einig, dass es bezüglich Reisefreiheit in Europa und bei der Umsetzung der Schutzkonzepte mehr Koordination braucht.
In einer dreistündigen Videokonferenz diskutierten 20 Vertreter der deutschsprachigen Verbände der Hotellerie und Gastronomie auf Einladung von HotellerieSuisse die aktuellen länderübergreifenden Herausforderungen der Branche. Im Zentrum des Austauschs standen wirtschaftliche Unterstützungsleistungen sowie eine effiziente Exit-Strategie, welche die Wiederherstellung der Reisefreiheit in Europa sicherstellt.
Praxistaugliche und rasche Finanzhilfen zentral
Während den zwölf letzten Monaten haben die Akteure der Tourismusbranche versucht, sich Gehör und Goodwill bei der Politik zu verschaffen. Alle Verbände hielten fest, dass die äusserst schwierige Lage für den Tourismus teilweise erkannt wurde, auch wenn finanzielle Hilfen nicht immer in genügendem Ausmass und rechtzeitig angekommen sind. Gleichzeitig waren sich die Teilnehmer einig, dass in Städten, Bergen und auf dem Land sowie in Hotellerie und Gastronomie unterschiedliche Voraussetzungen herrschen, was Positionierung und Gästesegmente anbelangt. So bleiben bei den verschiedenen wirtschaftlichen Unterstützungsmassnahmen immer noch Lücken und Widersprüche. Die Präsidenten und Direktoren der Verbände appellieren deshalb an ihre Regierungen, weitere Massnahmen gemäss einheitlichen Prinzipien zu entwickeln, die eine einfache und praxistaugliche Durchsetzung ermöglichen.
Recovery-Prozess wird langen Atem benötigen
Der Recovery-Prozess wird mindestens drei bis vier Jahre nach der Akutkrise andauern, weshalb auf europäischer wie auch auf Ebene der einzelnen Länder die bestehenden Finanzhilfen und die Kurzarbeit bereits jetzt weiter entwickelt werden müssen bis mindestens 2022. Die Europäische Kommission muss dies den Mitgliedstaaten erlauben insbesondere im Hinblick auf die zu erhaltenden Arbeitsplätze und den sozialen Frieden. Der Tourismus- und Reisesektor machent rund 10 Prozent des BIP innerhalb der EU aus und generiert damit 27 Millionen Arbeitsplätze. 6 Millionen davon sind aufgrund der momentanen Krise gefährdet.
Mit digitalem grünem Zertifikat Personenfreizügigkeit wiederherstellen
Ein weiterer Schwerpunkt der Diskussionen drehte sich um die Öffnungsstrategien der verschiedenen Länder. Die Tourismusbranche hat mit wirksamen Schutzkonzepten bewiesen, dass sichere Ferienerlebnisse möglich sind. Es ist jetzt an der Politik, Planungssicherheit zu gewährleisten und damit das Überleben der Branche sicherzustellen. Die Verbände fordern von ihren Regierungen die Einführung des von der EU am 17. März angekündigten digitalen grünen Zertifikats. Dieses dient als Nachweis dafür, dass eine Person gegen COVID-19 geimpft wurde, ein negatives Testergebnis erhalten hat oder von COVID-19 genesen ist. Es wird unentgeltlich in digitaler Form oder in Papierform bereitgestellt. Als Schengen assoziiertes Mitglied sollte auch die Schweiz diese Massnahme nutzen können. Die Verbände sind sich einig, dass ein solches Zertifikat parallel zur Impfstrategie die Personenfreizügigkeit auf kontinentaler Ebene sicherstellen und Tourismusverkehr sowie Geschäftsreisen innerhalb Europas ermöglichen kann. Das Vertrauen der Konsumenten muss jetzt wiederaufgebaut werden.
Fachkräftemangel bleibt weiterhin ein drängendes Problem
Vor Ausbruch der coronabedingten Krise stellten Nachwuchs- und Fachkräftemangel Hotellerie und Gastronomie vor grosse Herausforderungen. Die Schwierigkeiten, Fachkräfte zu finden und in der Branche zu halten, war in allen Ländern allgegenwärtig. Die Corona-Pandemie hat zwar diesen Trend temporär gedreht, jedoch wird der Fachkräftemangel nach der Wiederbelebung der Tourismusbranche erneut zunehmen. Die Verbände waren sich einig, dass dieser Entwicklung aktiv begegnet werden muss, indem die Branche gerade jungen Leuten die attraktiven Berufsfelder des Sektors mit ihren vielfältigen Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigt.
Jährliches Treffen fördert die länderübergreifende Zusammenarbeit
Die Hotel- und Gastronomieverbände aus Deutschland, Italien (Südtirol), Liechtenstein, Luxemburg, Österreich und der Schweiz treffen sich einmal jährlich zu einem Austausch. Das diesjährige Treffen auf Einladung von HotellerieSuisse wurde zum zweiten Mal virtuell durchgeführt. Die Verbände pflegen untereinander einen regen, partnerschaftlichen und konstruktiven Austausch, um gemeinsame Herausforderungen meistern zu können.