Wintersaison in der Hotellerie stark beeinträchtigt
Neue Zahlen zur Wintersaison 2020/21 zeigen, wie sich die Lage aufgrund des Teillockdowns in der Hotellerie erneut zugespitzt hat.
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- Lageeinschätzung Februar 2021
Die neuste Lageeinschätzung von HotellerieSuisse zeigt weiterhin eine herausfordernde Situation für die Beherbergungsbranche. So verzeichnen die Betriebe im Februar trotz Sportferien in allen Regionen hohe Umsatzeinbussen. Ausserdem sind die erwarteten Auslastungen für den Sommer aufgrund ausbleibender ausländischer Gäste, Einschränkungen bedingt durch den Teillockdown und fehlender Planungssicherheit historisch tief. Die aktuellen Zahlen untermauern die Wichtigkeit verbesserter Härtefallhilfen.
Die Auslastungen für den Februar in den städtischen Regionen sind besorgniserregend tief. Lag die Auslastung vor der Corona-Pandemie 2019 im Februar in den grossen Städten noch bei 55 Prozent, wird diese im Februar 2021 vorausichtlich nur 15 Prozent betragen. Betriebe in den Bergregionen weisen aufgrund der guten Witterungsverhältnisse und den offenen Skigebieten höhere Auslastungen aus. So wird die Auslastung im selben Zeitraum gemäss den neusten Prognosen in den alpinen Regionen im Durchschnitt bei rund 50 Prozent liegen (im Vergleich zu 2019: 57 %). Dennoch sind mehr als ein Drittel der Betriebe (36 %) zu weniger als der Hälfte ausgelastet. Dies zeigt: Inländische Gäste können den Ausfall ausländischer Gäste nicht kompensieren. Hinzu kommt, dass der Umsatz eines Hotels aufgrund der behördlichen Schliessung der Restaurants für externe Gäste deutlich stärker leidet als die Auslastung.
Februar und Wintersaison mit hohen Einbussen
Trotz Sportferien rechnen alle Regionen mit hohen Einbussen im Februar 2021. Schweizweit erleiden 66 Prozent aller Betriebe für diesen Monat Umsatzverluste von bis zu CHF 250’000 .–, 77 Prozent gar bis zu CHF 500’000 .–. Bei grossen Unternehmen fallen die Verluste entsprechend höher aus: So beziffern 11 Prozent der Betriebe in der Stadthotellerie den Umsatzverlust für den Monat Februar mit CHF 750’000.– und mehr. Für die gesamte Wintersaison erwarten die Betriebe schweizweit im Durchschnitt Verluste von über einer Million Franken. In der Stadthotellerie wird sogar mit Verlusten von über 1,5 Millionen Franken pro Betrieb gerechnet. Umsatzmässig verlieren zwei Drittel aller Betriebe über 40 Prozent und rund 10 Prozent zwischen 30 und 40 Prozent. Aufgrund systembedingt schmaler Margen und Reserven führt dies für die Hotellerie zu einer existentiellen Herausforderung.
Hotelpreise im Tiefflug
Die dramatische Situation hat auch Auswirkungen auf die Preise: So haben knapp die Hälfte aller Betriebe ihre Preise in der laufenden Wintersaison nach unten angepasst (Stadt: 69 % / Land und Alpin: 30 %). Anfang 2020 waren es gesamthaft nur 17 Prozent der Betriebe, welche die Preise senken mussten. Diese drastische Massnahme ist unter anderem auf die niedrige Auslastung infolge der fehlenden ausländischen Nachfrage und einen kompletten Einbruch des Geschäftstourismus zurückzuführen.
Düstere Aussicht für die Sommersaison
Gemäss heutigem Stand sind die Buchungszahlen für die Monate Juni bis August 2021 sowohl in ländlichen wie auch in alpinen Regionen massiv tiefer als 2019. So bewegen sich die aktuell erwarteten Auslastungen für die kommenden Monate bis August im niedrigen zweistelligen Prozentbereich (zwischen 20 und 30 Prozent). Zum Vergleich: Die alpinen Regionen weisen für die Monate Juni bis August in den Jahren 2017 bis 2019 eine durchschnittliche Auslastung von 51 Prozent aus (vgl. BFS, Hesta). Die erwartete Auslastung in der Stadthotellerie für die Monate Juni bis August 2021 ist dramatisch: 59 Prozent der Betriebe rechnen mit weniger als 20 Prozent Auslastung, während in den Monaten Juni bis August in den Jahren 2017 bis 2019 die Brutto-Zimmerauslastung in den Schweizer Grossstädten durchschnittlich bei 73 Prozent lag (vgl. BFS, Hesta).
Zugang zu Härtefallhilfen sicherstellen
«Die Zahlen verdeutlichen, dass die rasche Auszahlung von Härtefallhilfen in Form von A-Fonds-perdu-Beiträgen für viele Betriebe überlebenswichtig ist», sagt Andreas Züllig, Präsident von HotellerieSuisse. Deshalb muss der Zugang zur Härtefallhilfe für die Hotellerie nun rasch und in angemessener Form gewährt werden. So fordert der Verband, dass die Maximalbeträge pro Betrieb erhöht werden. Ansonsten sind zahlreiche Betriebe auf Jahre hinaus verschuldet und bei Investitionen stark eingeschränkt. Auf eigene Sanierungsbeiträge oder die Rückzahlung von A-Fonds-perdu-Beiträgen ist zu verzichten, um der herausfordernden Situation der Hotellerie gerecht zu werden. Wenn zudem die einzelnen Niederlassungen nicht separat entschädigt werden können, ist dies ein weiterer wichtiger Grund zur Anhebung der Höchstbeträge. Von den 20 Prozent aller Betriebe, die über mehr als eine Niederlassung verfügen, sind 64 Prozent nur für den Gesamtbetrieb härtefallberechtigt. «Dadurch entgehen den Betrieben hunderttausende Franken an Unterstützung, die ihnen aufgrund der Verluste zustehen würden», sagt Züllig. Schliesslich sollte die Umsatzverlustschwelle von 40 Prozent auf 30 Prozent gesenkt und die schweizweite Anrechnung der Spartenrechnung für Hotelrestaurants in der Verordnung festgeschrieben werden. Für viele Hotels bedeuten bereits Verluste im Umfang von 30 Prozent des Umsatzes eine enorme finanzielle Herausforderung.
Erholung durch Planungssicherheit gewährleisten
Eine nachhaltige Erholung der Branche ist nur möglich, wenn die touristische Nachfrage im In- und Ausland wieder deutlich anzieht. Damit dies auch vor Erreichen der Herdenimmunität möglich wird, müssen sich Impfen und Testen sinnvoll ergänzen. Der Bundesrat hat die Möglichkeit geschaffen, dass Kantone kostenlose und flächendeckende Tests anbieten können. Leider sind die bisherigen Rückmeldungen aus den Kantonen sehr ernüchternd. «Deshalb fordern wir die Kantone auf, ihr Potential im Bereich des Testens endlich auszuschöpfen und die nächsten Wochen bis zu den nächsten Öffnungsschritten zu nutzen», sagt HotellerieSuisse-Präsident Andreas Züllig. Insbesondere bei personenbezogenen Branchen wie der Hotellerie müssen kostenlose, flächendeckende und regelmässige Tests parallel zur Impfstrategie laufen. «So können Übertragungsketten nachhaltig unterbrochen und kontrollierte Öffnungen dauerhaft ermöglicht werden, bis die Bevölkerung im In- und Ausland durchgeimpft ist», sagt Züllig.
Herausforderungen bei der Berufsausbildung
Die neusten Zahlen zeigen auf, dass die Corona-Pandemie auch die Berufsbildung in der Beherbergungsbranche vor grosse Herausforderungen stellt. Rund 30 Prozent der Stadtbetriebe können aufgrund der aktuellen Krise keine Lernenden ausbilden. Fast 40 Prozent der Betriebe geben zudem an, dass das Interesse an einer Ausbildung im Gastgewerbe gesunken ist. Rund ein Fünftel werden 2021 weniger Lernende als 2019 ausbilden. Zu zeigen, dass es sich lohnt, gerade jetzt eine Ausbildung in der Hotellerie zu absolvieren, ist keine leichte Aufgabe. So wird die Rekrutierung der Jugendlichen dadurch erschwert, dass keine Berufswahlmessen stattfinden, Betriebe geschlossen und Schnupperlehren teilweise nicht mehr möglich sind. Bei etwas mehr als der Hälfte aller Betriebe (56 %) waren Schnupperlehren nicht oder nur sehr selten möglich. Es ist HotellerieSuisse ein grosses Anliegen, dass sowohl die Lernenden wie auch die Betriebe der Beherbergungsbranche die nötige Planungssicherheit erhalten und die Rekrutierung von Jugendlichen auch wieder physisch möglich ist. Der Verband fordert deshalb, dass zumindest Berufswahlmessen und Anlässe zur Imageförderung mit Schutzkonzepten wieder möglich gemacht werden.
Die Umfrage wurde von HotellerieSuisse vom 20. bis 23. Februar 2021 durchgeführt. In diesem Zeitraum haben rund 400 Mitglieder des Verbands Fragen zur aktuellen Lage beantwortet.