Fachkräftemangel aufzeigen, wie er wirklich ist
Unserer Branche fehlen immer mehr Fachkräfte. Bestehende Indizes erfassen dieses akute Problem ungenügend. Das muss sich ändern.
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In einer soeben veröffentlichten Studie hat das Büro für arbeits- und sozialpolitische Studien BASS einen neuen Index entwickelt, der den Fachkräftemangel im Gastgewerbe realitätsnaher abbildet. Bereits letzten Herbst haben wir mit einer Auftragsstudie aufgezeigt, dass bestehende Indikatorensysteme nicht geeignet sind, um die Fachkräftesituation in unserer Branche aufzuzeigen. Die Folgestudie liefert nun konkrete Lösungsansätze. Wir fordern, dass bestehende Indizes auf dieser Grundlage angepasst werden.
Den Fachkräftemangel neu berechnen
Als Fachkraft gilt im neuen Index, wer im letzten ausgeübten Beruf über mindestens eine berufliche Grundbildung verfügt. Damit gelten Quereinsteigende aus anderen Branchen ohne entsprechende Qualifikation nicht als Fachkräfte. Dieser Unterschied ist zentral. Denn die durch bestehende Indizes hoch erscheinende Arbeitslosigkeit in unserer Branche beruht eher auf einer Diskrepanz zwischen den angebotenen und nachgefragten Fähigkeiten als auf einer hohen Zahl an verfügbaren Fachkräften.
Fachkräftemangel akuter als angenommen
Laut der Studie sind weniger als ein Drittel der Arbeitslosen im Gastgewerbe Fachkräfte. Damit ist unsere Branche diejenige mit dem tiefsten Anteil an Fachkräften unter den Arbeitslosen. Die Analyse bringt weiter hervor, dass die Zunahme des Fachkräftemangels in den letzten Jahren im Gastgewerbe besonders ausgeprägt war und einem längerfristigen Wandel geschuldet ist. Das Gastgewerbe weist demnach einen mindestens durchschnittlichen Fachkräftemangel auf und nicht – wie es bestehende Indizes fälschlicherweise aufzeigen – einen unterdurchschnittlichen.
Was wir von der Politik fordern
Die Politik muss nun handeln. Wir sehen mehrere Lösungsansätze an verschiedenen Stellen:
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Aufgrund der Erkenntnisse aus der neuen Studie fordern wir eine realitätsnähere Erfassung des Fachkräftemangels im Gastgewerbe, da der Bund daraus arbeitsmarktliche Massnahmen ableitet und den Betrieben Verpflichtungen auferlegt (Stellenmeldepflicht).
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In diesem Zusammenhang unterstützen wir das Postulat Regazzi «Fachkräftemangel so erfassen, wie er in KMU tatsächlich besteht», das fordert, dass SECO und Bundesamt für Statistik in enger Zusammenarbeit mit der Wirtschaft eine realitätsnahe Berechnungsweise des Fachkräftemangels erarbeiten.
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Neben einer soliden Datengrundlage setzen wir uns für pragmatische Lösungsansätze ein. Einen solchen schlägt die Motion von Nationalrat Mustafa Atici vor, die fordert, dass Spezialistinnen und Spezialisten aus Drittstaaten, die in der Schweiz einen Abschluss der höheren Berufsbildung erworben haben, unbürokratisch hierzulande arbeiten dürfen. Dabei sollen sie von den gleichen Regelungen profitieren wie Hochschulabsolventinnen und Hochschulabsolventen.
Daneben verfolgen wir weitere Lockerungen im Bereich Rekrutierung von Drittstaatsangehörigen. Mit Blick auf die angespannte Fachkräftesituation in Europa wird es unumgänglich sein, gut qualifizierten Fachkräften aus Drittstaaten durch praxisnähere rechtliche Voraussetzungen den Zugang zum schweizerischen Arbeitsmarkt zu ermöglichen.