Erfreuliche Zahlen verschleiern aktuelle Herausforderungen
Die positive Entwicklung der Logiernächtezahlen 2018 lässt die Beherbergungsbranche aufatmen. Doch die Rahmenbedingungen für eine nachhaltige positive Entwicklung des Tourismus bereiten der Branche momentan Kopfzerbrechen.
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Vorsichtiger Optimismus trotz weiterhin schwieriger Ertragslage
Bezogen auf die Logiernächtezahlen befindet sich die Beherbergungsbranche momentan in einer Hochkonjunkturphase, wie die heute publizierten Zahlen des Bundesamts für Statistik (BfS) zeigen. Erfreulich ist, dass die Gästezahlen aus dem In- (2,9%) sowie Ausland (4,5%) gleichermassen zunehmen. Besonders hervorzuheben gilt es, dass sich die Zahlen auch in Land- und Bergregionen, also den vom Strukturwandel stärker betroffenen Gebieten, positiv entwickeln. Nicht zuletzt haben auch die hervorragenden Wetterbedingungen 2018 zu dieser Entwicklung beigetragen. Bei aller Euphorie ist zu betonen, dass die gesteigerte Wettbewerbsfähigkeit zum Teil auf Preisanpassungen zurückzuführen ist. Die Preise in der Beherbergung lagen 2018 rund 5% unter dem Niveau von 2010 und die Umsätze pro Logiernacht sind seit 10 Jahren rückläufig. Da die Kostenstruktur bei vielen Betrieben wenig Spielraum zulässt, verschlechterte sich somit die Ertragslage. Die Margen sind in den letzten 10 Jahren in einigen Betrieben um bis zu 15 Prozent eingebrochen. Noch ist also der Aufschwung nicht bei allen Betrieben vollumfänglich angekommen.
Drohende Benachteiligung durch gefährdetes Schengen-Abkommen
Der Blick über die Landesgrenzen hinaus bereitet der Branche einige Sorgen. Grossbritannien bleibt der drittwichtigste Absatzmarkt der Beherbergungsbranche. Dem Szenario eines ungeordneten Brexits und damit einhergehenden wirtschaftlichen Unsicherheiten ist als hohe Betrachtung zu schenken. Noch entscheidender für die touristische Entwicklung der Schweiz ist deren Schengen-Mitgliedschaft und die damit einhergehende Zugehörigkeit zum europäischen Visaverbund. Falls das revidierte Waffengesetz im Mai abgelehnt wird, ist diese akut bedroht, was für den Schweizer Tourismus einen geschätzten Einnahmeverlust von einer halben Milliarde Franken bedeuten würde. Denn werden Visaprozesse für Touristen aus Fernmärkten verkompliziert, so drohen diese die Schweiz aus ihren Europareisen wegzulassen. Die Auswirkungen wären besonders einschneidend, da die steigenden Gästezahlen aus den Fernmärkten massgeblich dazu beitragen, den massiven Einbruch europäischer Gäste in den letzten zehn Jahren zu kompensieren.
Tourismusstandort Schweiz darf nicht geschwächt werden
Auch auf dem innenpolitischen Parkett kämpft die Branche mit Herausforderungen. Der Bundesrat hat kürzlich seine Botschaft zur Standortförderung für die Periode 2020-2023 verabschiedet. Trotz fundierter Argumentation zu den vier touristischen Förderinstrumenten, ist der Bundesrat nicht auf die Forderungen der Branche eingegangen. hotelleriesuisse und die übrigen touristischen Verbände appellieren an das Parlament, ihre Anliegen zu berücksichtigen, um den Tourismusstandort Schweiz nicht weiter zu schwächen.
Fachkräfte bleiben zentral um Schweizer Qualität sicherzustellen
Losgelöst von den erwähnten Faktoren bleibt aber die Qualität der Schweizer Beherbergungsbranche ein zentraler Erfolgsgarant. Um diese Qualität nachhaltig sicherzustellen, ist die Branche auf gut ausgebildete Fach- und Nachwuchskräfte angewiesen. Sie muss sich daher mit grossen Anstrengungen dafür einsetzen, Arbeitsbedingungen und Bildungslandschaft so zu gestalten, dass Fachkräfte und Talente für die Branche gewonnen und auch gehalten werden können.