Optimismus für den Sommer – Fernmärkte und Ukraine bremsen
Der Erholungstrend in der Hotellerie hat sich im Winter und über Ostern fortgesetzt, erreicht aber noch nicht das Niveau vor der Pandemie.
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Die neuste Lageeinschätzung von HotellerieSuisse zeigt eine Erholung, aber noch kein Vorkrisenniveau. Die Aufhebung der pandemiebedingten Einschränkungen ermöglichte einen Erholungstrend in der gesamten Branche. Die Stadthotellerie weist allerdings auch weiterhin den stärksten Rückstand zum Vorkrisenniveau auf und ist besonders auf die Rückkehr der internationalen Gäste angewiesen. Die Ukrainekrise bremst nicht nur die interkontinentale Nachfrage, sondern ist über die Energiepreise auch ein indirekter Treiber des Inflationsdrucks, der die Branche erreicht hat.
In der halbjährlich durchgeführten Lageeinschätzung führt HotellerieSuisse eine Umfrage unter seinen Hotelmitgliedern durch. Die Ergebnisse ermöglichen eine Einordnung der Wintersaison und Osterferien im Vergleich zum Vorjahr sowie zum Vorkrisenniveau.
Erholung aber noch kein Vorkrisenniveau: die Wintersaison im Rückblick und Vergleich
Während die Erholung im Vergleich zur Vorsaison in allen Tourismuszonen angekommen ist, fällt der Vergleich zum Vorkrisenniveau für die Mehrheit der Betriebe und insbesondere in den Städten weiterhin negativ aus. Konkret konnten 75 Prozent der Betriebe ihren Umsatz zwar im Vergleich zum Vorjahr steigern, rund ein Viertel sogar um mehr als die Hälfte. Gleichzeitig bleiben aber 60 Prozent unterhalb des Vorkrisenniveaus von 2018/19 und rund ein Fünftel der Betriebe erzielte noch immer weniger als die Hälfte des Vorkrisenumsatzes. Die Stadthotellerie ist mit einem Anteil von 82 Prozent an Betrieben, welche einen tieferen Umsatz als vor der Pandemie generierten, besonders betroffen. Die Erholung im Vergleich zum Vorjahr erklärt sich insbesondere durch die bessere epidemiologische Lage und die zurückhaltende Restriktionspolitik im vergangenen Winter im Vergleich zum ersten Pandemiewinter.
Der Trend kommt auch in den Städten an: Die Osterferien im Rückblick und Vergleich
Die Tendenz aus der Wintersaison setzte sich auch mit den Osterferien fort: im Vorjahresvergleich ist die Erholung deutlich, das Vorkrisenniveau werden aber über die Hälfte der Betriebe noch nicht erreichen. Konkret konnten 54 Prozent der Betriebe ihren Umsatz in den Osterferien 2022 im Vergleich zum Vorjahr steigern. Im Vergleich zu den Osterferien 2020 (Beginn Pandemie) sind es – wenig überraschend – sogar 76 Prozent der Betriebe; wobei fast jeder zweite den Umsatz um mehr als 80 Prozent steigern konnte.
Die Erholung ist dabei auch in den Städten angekommen und der Anteil der Betriebe mit gesteigertem Umsatz betrug überdurchschnittliche 63 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und 79 Prozent im Vergleich zu 2020. Im Vergleich zum Vorkrisenniveau weisen die Städte aber auch im Vergleich der Osterferien einen Erholungsrückstand auf: rund 60 Prozent der Betriebe liegen unter Vorkrisenniveau, während es über alle Tourismuszonen knapp 50 Prozent sind.
Ein heterogenes Marktbild mit Ausreissern in beide Richtungen
Pauschale Aussagen zur aktuellen Lage in der Branche sind allerdings schwierig, denn die Analyse der Osterferien zeigt auch ein heterogenes Marktbild mit Ausreissern in beide Richtungen. Während 30 Prozent der Betriebe den Vorkrisen-Umsatz bereits übertreffen konnten, erreichen 20 Prozent der Betriebe weniger als 70 Prozent der Werte vor der Pandemie. Es ist davon auszugehen, dass sich darunter auch viele grundsätzlich gut positionierte Hotels befinden, daher kann nicht von einer natürlichen Strukturbereinigung gesprochen werden.
Die Erholung dürfte sich bei stabiler epidemiologischer Lage fortsetzen: Ausblick auf die Sommersaison
Für die Sommersaison erwarten 50 Prozent der Hotelbetriebe insgesamt einen schlechteren und lediglich 38 Prozent einen besseren Geschäftsverlauf im Vergleich zu vor der Pandemie. In der Stadthotellerie erwarten sogar rund zwei Drittel der Betriebe weiterhin einen Geschäftsverlauf unterhalb des Vorkrisenniveaus. Im Vergleich zum Vorjahr dürfte sich die Erholung jedoch sowohl in den Städten als auch in den klassischen Tourismusregionen fortsetzen. Neben der Aufhebung der pandemiebedingten Einschränkung begünstigt auch der verregnete Sommer im Jahr 2021 eine Erholung im Referenzzeitraum.
Nachfrageentwicklung: Kompensieren zurückkehrenden ausländische Gäste ins Ausland reisende Schweizer?
Die Schweizer Gäste reisen wieder ins Ausland, aber kommen bereits genügend ausländische Gäste zurück, um das Vorkrisenniveau zu erreichen? Während mit der wiedergewonnenen Reisefreiheit die inländische Nachfrage nachlässt, hat sich die Nachfrage aus den Fernmärkten noch nicht vollständig erholt. Besonders für die Stadthotellerie wäre die Rückkehr der internationalen Gäste wichtig. Der Ukrainekrieg wiederum dürfte die interkontinentale Nachfrage negativ beeinflussen, damit rechnen insgesamt 58 Prozent der Betriebe. Daneben bremsen auch die verbleibenden pandemiebedingten Reisebeschränkungen der Herkunftsländer (z. B. China) die interkontinentale Nachfrage. Andererseits ermöglichen die gelockerten Reisebestimmungen die Rückkehr europäischer und amerikanischer Gäste.
Angebotsentwicklung: Die Inflation erreicht die Branche
Die Inflation kommt auch in der Beherbergungsbranche an. Über die Hälfte der Betriebe hat die Preise im Vergleich zum Vorjahr erhöht. Steigende Einkaufspreise (z. B. Energie) werden dabei in über der Hälfte der Fälle als Grund für die Preiserhöhungen genannt –auch dies eine indirekte Folge des Ukrainekrieges. Steigende Personalkosten werden derzeit nur zu rund einem Drittel als Grund für Preiserhöhungen genannt. Die Problematik dürfte sich allerdings aufgrund des Fachkräftemangels weiter verschärfen.
Die Umfrage wurde von HotellerieSuisse vom 5. bis 10. Mai 2022 durchgeführt. In diesem Zeitraum haben rund 180 Hotelmitglieder des Verbands Fragen zur aktuellen Lage beantwortet.