Branche leidet unter Mangel an Personalwohnungen
Vor allem kleinere Betriebe in Berggebieten sehen sich damit konfrontiert keine Unterkünfte für ihre Mitarbeitenden zu finden. Dies erschwert die sonst schon schwierige Rekrutierung von Fachkräften zusätzlich.
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Schweizer Beherbergungsbetriebe erfreuen sich an einer steigenden Anzahl Logiernächten. Hinter den Kulissen haben Hotelières und Hoteliers jedoch oft Mühe, ausreichend Personal zu finden, um den Buchungszahlen gerecht zu werden. Bei der Rekrutierung stellt nicht nur der allgemeine Mangel an Fachkräften ein Problem dar, sondern oft auch ein Mangel an Personalunterkünften. Kann ein Betrieb seinen Mitarbeitenden keine Unterkunft für die Zeit der Anstellung zur Verfügung stellen, so entscheidet sich der Bewerber oft für eine andere Stelle. Besonders betroffen sind Bergregionen, in welchen der Wohnraum knapp ist und sich Mitarbeitende meist nur für eine Saison verpflichten. Da die Stadthotellerie weniger saisonalen Schwankungen ausgesetzt ist und die Mitarbeitenden sich für längere Zeiträume verpflichten, sind sie deutlich weniger betroffen, auch wenn in Städten wie Zürich oder Genf ein allgemeiner Mangel an günstigem Wohnraum herrscht.
Vielschichtige Herausforderung
Bei der Ursachenergründung wird der schwarze Peter zwischen Bund, Kanton und Gemeinden einerseits sowie zwischen Einheimischen und Zugezogenen andererseits herumgereicht – oder die Hotellerie sei selbst schuld, ist teilweise zu vernehmen. Dabei sind die Ursachen vielfältig. Die Baubewilligungen für Neubauten sind zwischen 2016 und 2023 um über 30 Prozent zurückgegangen. Baumaterialien sind teurer geworden, die Hypothekarzinsen gestiegen. Es fehlt an Baufachkräften. Ausserdem steigt wegen der Zuwanderung, der Alterung der Gesellschaft und aufgrund veränderter Lebensstile die Zahl der Haushalte und der Flächenbedarf pro Person.
Die Lösung des Problems gestaltet sich zudem besonders schwierig, weil das Wohnungswesen mit weiteren Politikbereichen verknüpft ist. Dazu zählen komplizierte Raumplanungsgesetze, Föderalismus, Bürokratie sowie lange Verfahren aufgrund von Einspracherechten. Ein weiterer Treiber ist auch das Zweitwohnungsgesetz, welches seit 2016 in Kraft ist.
Komplexe Lösungsfindung
Da sich die Probleme im Wohnungswesen auf verschiedene Politikfelder und über mehrere föderale Ebenen erstrecken, gibt es keine universellen Lösungsansätze. Hinzu kommt, dass die Begebenheiten in einzelnen Gemeinden in Bezug auf leerstehende Gebäude, mögliche Investoren sowie zur Verfügung stehendes Bauland, sehr unterschiedlich sind. Auch dürfen die Akteurinnen und Akteure des Tourismus selbst nicht untätig bleiben. Es muss ein Mix aus Verantwortlichkeiten beim Bund, den Kantonen, den Gemeinden sowie dem Tourismus selbst hinzugezogen werden. Deshalb arbeitet HotellerieSuisse mit der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Berggebiete, dem Bundesamt für Wohnungswesen, Gemeindepräsidentinnen und -präsidenten sowie weiteren Stakeholdern aus dem Tourismus an einem Leitfaden zum Thema Personalwohnungen in Berggebieten.
Forderungen
HotellerieSuisse fordert auf Bundesebene, dass die Situation nicht durch weitere Einschränkungen in der Raumplanung verschärft wird und Hürden abgebaut werden, um neue Gebäude zu errichten oder bestehende umzunutzen. Ein möglicher Schritt in die richtige Richtung auf Bundesebene ist der Vorstoss von Ständerat Martin Schmid (FDP/GR), welcher den Bau neuer Personalwohnungen erleichtern kann.