Schweizer Hotels investieren weiter in Digitalisierung
Schweizer Hotels haben auch 2021 in die digitale Infrastruktur investiert, brauchen aber dringend fairere Rahmenbedingungen für Online-Buchungen.
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Das Institut für Tourismus der Fachhochschule Westschweiz Wallis (HES-SO Valais-Wallis) unter der Leitung von Prof. Roland Schegg hat im Auftrag von HotellerieSuisse zwischen Januar und Februar 2022 Schweizer Hotels zu ihren Vertriebskanälen befragt. Die Resultate zeigen eine faktische Bi-Polarisierung der Kanäle: Online-Buchungsplattformen (OTA) auf der einen, Direktbuchungen auf der anderen Seite. Umso wichtiger wird nun eine politische Lösung, um hier einen fairen Wettbewerb zu ermöglichen.
Direktbuchungen und Plattformen: der Trend geht Richtung Bi-Polarisierung der Vertriebskanäle
Während der Pandemie hat sich auch der Gästemix in der Hotellerie verändert: mehr Schweizer Gäste – weniger Gäste aus den Fernmärkten. Dies spiegelt sich auch in der Zunahme von Direktbuchungen bei Hotels (Telefon, Walk-In, E-Mail, eigene Webseite) um 5.5 Prozentpunkte von 2019 auf 2021, da dieser Weg der Buchung bei inländischen Gästen verbreiteter ist. 44 Prozent der Hotelbuchungen wurden über Online-Kanäle generiert. Auffallend ist dabei die Zunahme der Buchungen über die Webseiten der Hotels um knapp 4 Prozentpunkte seit 2019. Gleichzeitig nahm aber auch der Vertrieb über Online-Plattformen (OTA) wieder zu. Insbesondere booking.com hat sich als dominanter Akteur weiter etabliert mit einem Marktanteil von 77.7 Prozent im Vergleich zu 72.5 Prozent im Jahr 2020. Zusammenfassend kann heute von einer faktischen Bi-Polarisierung der Vertriebskanäle gesprochen werden: Direktkanäle versus Online-Plattformen. Dieser Trend dürfte sich auch fortsetzen und akzentuieren. Mit der Rückkehr der Gäste aus den Fernmärkten, auf welche die Branche für die Post-Pandemie Zeit hofft, werden allerdings die Plattformen weiter Rückenwind erhalten. Obwohl die Branche ihre Hausaufgaben im Bereich Digitalisierung durchaus gemacht hat, wie die Zunahme bei den Direktbuchungen zeigt.
Hotellerie sieht sich gegenüber den Plattformen benachteiligt
Diese Bi-Polarisierung der Buchungskanäle bringt aber auch Unbehagen mit sich. Rund 90 Prozent der befragten Hoteliers beurteilen die Praxis der Online-Plattformen, ohne Rücksprache jederzeit Preise unterbieten zu können, als sehr unfair. Insbesondere kleine und mittlere Betriebe sind den Plattformen stärker ausgeliefert, wie die Studie weiter aufzeigt. Kommt hinzu: die dominante Stellung von booking.com ging weiter auf Kosten seiner wenigen Konkurrenten, was die Abhängigkeit der Betriebe von diesem einen Anbieter zusätzlich gestärkt hat. Die Studie steht somit im Einklang mit anderen Studien zum Thema und stützt die verbreiteten Befürchtungen innerhalb der Branche, dass die Marktsituation bei den Plattformen Innovationskraft und Wettbewerb im digitalen Raum verhindert.
Ein konkreter Bezug zur Änderung im UWG am Dienstag im Nationalrat
Die Beherbergungsbranche drängt schon seit 2015 auf ein Verbot aller Paritätsklauseln in den Geschäftsbedingungen der Online-Plattformen. Nach langer Wartezeit hat der Bundesrat nun eine Gesetzesänderung ins Parlament gebracht. Der Nationalrat behandelt nun am Dienstag 08.03 eine Änderung im Bundesgesetz gegen unlauteren Wettbewerb (UWG), welche sogenannte Preisparitätsklauseln verbieten würde. Für die Branche ist es aber essenziell, dass alle Paritäten verboten werden. Paritätsklauseln von Preisen, Verfügbarkeit und Konditionen sind nämlich das konkrete Instrument mit dem Online-Plattformen ihre dominante Stellung ausnutzen und zementieren können. Sie binden damit Hoteliers so an sich, dass diese beispielsweise ein Zimmer auf ihrer eigenen Webseite nicht mehr zu einem besseren Preis oder zu besseren Konditionen offerieren können als auf der Plattform.
Die Branche musste unterdessen auch zusehen, wie sämtliche Nachbarländer das Problem gelöst und alle Paritätsklauseln verboten haben. Die Schweizer Beherbergungsbranche hat also sogar einen Standortnachteil. Die Erfahrungen im Ausland zeigen auch: Ein Verbot aller Paritätsklauseln bringt eine Stärkung des Wettbewerbs, echte Preissetzungsfreiheit für die Hoteliers und am Ende bessere Preise und Angebote für die Konsumenten.