Rückblick auf die SwissSkills 2020
Am SwissSkills-Finale entschieden Milena Schöni (Hauswirtschaft), Shania Colombo (Restauration) und Rino Zumbrunn (Küche) den Wettbewerb für sich.

Junge Berufstalente nutzten vom 11.-13. September in Weggis die Plattform der «SwissSkills Championships 2020», um ihre berufliche Exzellenz in den Bereichen Küche, Restauration und Hauswirtschaft unter Beweis zu stellen. Die gestellten Aufgaben verlangten von den 12 Finalistinnen und Finalisten alles ab. Auf vieles waren sie vorbereitet. Der Final überraschte sie aber auch mit neuen Herausforderungen und forderte spezielle Skills.
Viele Überraschungsaufgaben in der Hauswirtschaft
Die vier Finalistinnen der Hauswirtschaft hatten bei fast jeder Aufgabe etwas zu lösen, das für sie unerwartet war. Statt etwa «nur» ein Gästezimmer herzurichten, hatten sie es auch einem Gast zu verkaufen und die Reinigungskosten zu berechnen. Was auch immer gefordert wurde, Milena Schöni aus Aefligen BE zeigte die beste Leistung. «Ich habe sehr viel Zeit in die Vorbereitung investiert und musste im Final alles geben, um die zwei Hotelfachfrauen zu schlagen», erzählt sie. Rahel Hug, die HotellerieSuisse im Vorfeld bei ihren Vorbereitungen im Park Hotel Winterthur besucht hatte, belegte den hervorragenden zweiten Platz.




Fisch in der Salzkruste forderte die Restauration
Auch der Final der Restauration war voller Überraschungen. Am Morgen stand als neue Zwischenaufgabe «Früchte filetieren» auf dem Programm, unter strenger Beobachtung der Expertinnen und Experten. Beim Mittagsservice mit geladenen Gästen erwartete die Finalistinnen und den Finalisten eine Mistery-Aufgabe: Es galt, vor Gästen einen Wolfsbarsch aus der Salzkruste zu lösen und zu filetieren. Die überzeugendste Leistung im Final lieferte Shania Colombo aus Münchwilen TG. Die 18-Jährige zum Final: «Es lief mir besser als im Halbfinal. Ich ging die Sache ruhig und ohne Druck an. Nun hoffe ich sehr, dass die WorldSkills im nächsten Jahr stattfinden.»




Höchst anspruchsvoller Final in der Küche
Der Finaltag brachte die Besten der Besten nochmals an ihre Grenzen – vor allem in der Küche. Erst am Samstagabend hatten die jungen Kochtalente die Finalaufgabe erfahren. Unter anderem sollte die kalte Vorspeise auf Basis eines selbstgebeizten Fisches, von Blumenkohl und Geflügelleber als Fingerfood-Kreation erstellt werden. Für das Hauptgericht mussten aus einer ganzen Lammschulter zwei Komponenten in verschiedenen Techniken hergestellt werden. Nach dem 4-Gang-Menu hatten sie zudem als Black Box Aufgabe innerhalb von 45 Minuten nochmals ein Menü zuzubereiten. Neben Beilagen garten sie den Wolfsbarsch in der Salzkruste, der anschliessend in der Restauration zur Mistery-Aufgabe wurde. Rino Zumbrunn konnte mit dem Druck und den hohen Anforderungen am besten umgeben. «Anfangs war es sehr stressig», sagte der 21-jährige Baselländer nach der nach der Siegerehrung. «Ich gab aber Vollgas und war am Schluss eine Stunde dem Zeitplan voraus. Der Wettbewerb machte mir grossen Spass.» Angetrieben habe ihn sein Siegeswille. Den Erfolg habe er vor allem auch seiner Erfahrung zu verdanken, die er in den letzten Jahren sammeln konnte.




Positive Bilanz des Ersatzformats in Weggis
Für Jean-Claude Schmocker, Projektleiter SwissSkills/WorldSkills der Hotel & Gastro formation Schweiz, sind die Wettbewerbe durchwegs geglückt. «Wir haben einen exzellenten Nachwuchs, der eine gute Form zwischen Kampfgeist und Kollegialität gezeigt hat. Alle waren top vorbereitet und mit Leidenschaft dabei.» Auch die Chefexpertinnen und -experten lobten das hohe Niveau der Teilnehmerinnen und Teilnehmer und deren konstant hohe Leistung.
Am Erfolg der SwissSkills Championships 2020 hat das Miteinander grossen Anteil. «Die Anteilnahme der unterstützenden Eltern hat mich ebenso beeindruckt wie der Teamzusammenhalt aller Hilfspersonen», so Schmocker. «Wir erlebten eine absolut konfliktfreie Zeit.» Auch das Schutzkonzept wurde von allen Beteiligten und Gästen diskussionslos umgesetzt.
Rangliste SwissSkills Championships 2020
Hotellerie-Hauswirtschaft
1. Milena Schöni, Aefligen BE
2. Rahel Hug, Bichelsee TG
3. Nicole Manser, Appenzell AI
Restauration
1. Shania Colombo, Münchwilen TG
2. Cyrill Dörig, Buttisholz LU
3. Priscilla Maytner, Burgistein BE
Küche
1. Rino Zumbrunn, Bern BE
2. Remo Messerli, Spiegel BE
3. Daniel Koetschet, Ursy FR
Philipp Albrecht, Direktor des Park Hotel Winterthur, findet klare Worte für die Verantwortung der Hoteliers gegenüber ihren Lernenden: «Ich bin überzeugt davon, dass man als Betrieb attraktiv sein muss, um den richtigen Berufsnachwuchs zu finden.» Im Gespräch mit ihm, Rahel Hug, SwissSkills-Teilnehmerin im Bereich Hauswirtschaft und Julia Meyer, Hauswirtschaftsleiterin, wird deutlich, dass diese Überzeugung im Park Hotel erfolgreich gelebt wird.
Intensives Zeitinvestment für Nachwuchskräfte
«Formate wie die SwissSkills zahlen enorm aufs Berufsimage ein», ist Philipp Albrecht überzeugt. «Um dieses zu stärken und den passenden Berufsnachwuchs zu finden, stehen aber auch die Betriebe in der Pflicht.» Im Park Hotel Winterthur wird daher viel Herzblut in die Rekrutierung und Begleitung der Lernenden gelegt. «Zeitinvestment ist bei uns das A und O, sowohl bei der Vorauswahl, der Rekrutierung als auch bei der Ausbildung des Berufsnachwuchses.» Das Park Hotel organisiert beispielsweise jährlich bis zu 50 Schnupperwochen, um interessierten Jugendlichen einen Einblick in ihren Wunschberuf zu ermöglichen, führt intensive Gespräche mit Kandidaten für Lehrstellen und organisiert Ausflüge, Elternapéros, betriebsübergreifende Lerntreffs sowie Projektarbeiten für die Auszubildenen. Und – das Konzept geht auf: Mit Rahel Hug hat das Park Hotel Winterthur an den diesjährigen SwissSkills eine engagierte Kandidatin, die ihren Beruf Hotelfachfrau EFZ mit viel Begeisterung vertritt.








Die Leidenschaft für den Beruf als Motivation
«Die Teilnahme an den SwissSkills ermöglicht es mir, die Leidenschaft für meinen Beruf weiterzugeben», erklärt Rahel Hug ihre Motivation zur Teilnahme an diesem Format. «Als Kandidat oder Kandidatin kann man nur gewinnen – egal wie man am Wettbewerb abschneidet, die Erfahrung kann einem keiner mehr wegnehmen.» Rahel Hug betont aber auch, dass die Teilnahme eine klare und strukturierte Planung erfordert, wie das Aufschreiben von Abläufen oder selbstverantwortliches Üben vor oder nach der Arbeit: «Es ist wichtig, früh genug zu planen und Utensilien zum Üben zu bestellen oder zu organisieren», gibt sie potenziellen SwissSkills-Teilnehmerinnen und -Teilnehmern mit auf den Weg. Der Wettbewerb beinhaltet auch einige persönliche Herausforderungen: «Ich finde es beispielsweise schwierig, Bodenbeläge zu erkennen», erzählt sie. Für die Herausforderungen der SwissSkills ist Rahel Hug gut gewappnet: «Wichtig ist, dass man Selbstvertrauen zeigt und die Leidenschaft für den Beruf weitervermittelt», erklärt sie. «Zudem improvisiere ich sehr gerne, dann wird das sicher funktionieren!»
Förderung der Mitarbeitenden ist auch ein Mehrwert für den Betrieb
Neben einer gut geplanten Vorbereitung und viel persönlichem Engagement für die Teilnahme an den SwissSkills kann Rahel Hug auch auf die Unterstützung von Familie, Freunden und ihrem Betrieb setzen – allen voran auf ihren Coach Julia Meyer, Hauswirtschaftsleiterin im Park Hotel Winterthur. Sie begleitet und unterstützt Rahel Hug bei bei der Vorbereitung der Wettbewerbsaufgaben; zudem stellt der Betrieb Zeit, Material und Räumlichkeiten zum Üben zur Verfügung. Wichtig sei aber auch, SwissSkills-Teilnehmende nach Möglichkeit selbständig arbeiten zu lassen. «Lernende müssen von ihrem Beruf begeistert sein, diesen mit Leidenschaft ausüben und viel Eigeninitiative zeigen, sonst lohnt sich eine Teilnahme nicht», hält Julia Meyer fest. Sie ist begeistert von den Eigenschaften, die Rahel Hug mitbringt: «Mit ihrer Passion ist sie eine aussergewöhnliche Berufsfrau in der Hauswirtschaft und somit in einem Berufsfeld, das oftmals etwas untergeht. Rahel bestmöglich zu unterstützen, ist mir ein grosses Anliegen.» Dies gibt sie auch als Tipp an andere Betriebe weiter: «Fördern und unterstützen Sie unbedingt Ihre Lernenden, die den Beruf mit viel Leidenschaft ausüben!» Dies zum Beispiel im Rahmen einer SwissSkills-Teilnahme. Neben engagierten Mitarbeitenden profitiert der Betrieb bei solchen Plattformen auch von deren nationalen Präsenz, die das Berufsimage fördert und dadurch unterstützend bei der Mitarbeiterrekrutierung wirken kann.