Mit der Politik die Zukunft der Beherbergung gestalten

Mitten im hektischen Hotelalltag sind politische Entscheidungen in Bundesbern oft weit entfernt. Der Fokus liegt auf dem täglichen Geschäft, dem Wohl der Gäste und dem reibungslosen Ablauf. Doch die Weichen, die im Parlament gestellt werden, beeinflussen die erfolgreiche Entwicklung unserer Branche erheblich: vom Fachkräftemangel über Personalwohnungen bis hin zu steuerlichen Regelungen.

Um die politischen Prozesse greifbar zu machen, hat HotellerieSuisse drei engagierte Parlamentarier getroffen. Sie setzen sich im Parlament für die Anliegen der Schweizer Beherbergungsbranche ein und geben Einblicke, welche Veränderungen sie anstreben und warum diese für die Branche relevant sind.  

Die Gespräche fanden in und ums geschichtsträchtige Hotel Bellevue Palace in Bern statt, in unmittelbarer Nähe zum Bundeshaus. Das Hotel ist während den Sessionen ein zentraler Ort für Austausch und Veranstaltungen – ein Symbol für die Nähe zwischen Politik und Praxis. Erfahren Sie in den Gesprächen, wie politische Entscheidungen den Hotelalltag prägen und wie wir gemeinsam die Branche voranbringen können. 

Matthias Aebischer, Nationalrat BE/SP 

Matthias Aebischer, Nationalrat aus dem Kanton Bern, politisiert für die Sozialdemokraten. Er setzt sich bereits seit vielen Jahren aktiv dafür ein, dass Absolventinnen und Absolventen einer höheren Berufsbildung den Titelzusatz «Professional Bachelor» oder «Professional Master» erhalten. Wer einen Abschluss der schweizerischen höheren Berufsbildung besitzt, gehört laut Aebischer zu den bestausgebildeten Fachkräften der Welt, was ihre Titel nicht widerspiegeln. 

Jetzt scheint die Durchsetzung des Anliegens greifbarer denn je. Nebst fünf neuen Vorstössen im Parlament, die vom Nationalrat in diesem Frühling mit starker Mehrheit angenommen wurden, hat der Bundesrat eine Änderung des Berufsbildungsgesetzes angestossen, die sich zurzeit in der Vernehmlassung befindet. HotellerieSuisse wird sich in der Vernehmlassung zum Vorschlag des Bundesrates äussern und für das Anliegen einsetzen. Denn gerade die international orientierte Beherbergungsbranche würde von den Titelzusätzen Professional Bachelor und Master profitieren. So wäre es für Absolventinnen und Absolventen der höheren Berufsbildung einfacher, im Ausland wertvolle Arbeitserfahrung zu sammeln. Zudem würde es Berufe in der Beherbergungsbranche aufwerten und höhere Anreize schaffen, um eine Karriere in unserer Branche anzustreben. Dies wäre eine wichtige Massnahme im Kampf gegen den akuten Fachkräftemangel. 

Im Video erzählt Matthias Aebischer, weshalb er beispielsweise nicht nachvollziehen kann, dass sich die Fachhochschulen bei diesem Anliegen querstellen. 

Martin Schmid, Ständerat GR/FDP 

Martin Schmid (FDP) ist Ständerat aus dem touristisch geprägten Kanton Graubünden. 2022 hat er im Parlament einen Vorstoss eingereicht, um gegen die Personalwohnungsnot vorzugehen. Gerade Betriebe in Berggebieten stehen vor grossen Herausforderungen, wenn sie für den Saisonbetrieb Mitarbeitende rekrutieren und eine Unterbringung zur Verfügung stellen müssen. Da die Beherbergungsbranche sehr personalintensiv ist, sind dies bei einem grossen Betrieb bis zu 100 Wohneinheiten, die zur Hochsaison benötigt werden. Kann ein Betrieb keine Unterbringung zur Verfügung stellen und handelt es sich um eine stark touristische Region, in welcher Wohnraum knapp und teuer ist, entscheiden sich Bewerber und Bewerberinnen oft gegen eine Saison in dieser Gemeinde. 

Schmid ist überzeugt, dass zu restriktive Regulierungen des Bundes beim Bau und Zukauf von Wohnungen erheblich zur Problematik beigetragen haben. Die Bundesverwaltung scheine zu wenig sensibilisiert dafür zu sein, wie akut der Personalwohnungsmangel sei. Schmid will mit seinem Vorstoss zum Abbau von Hindernissen beitragen. Der Vorstoss wurde bereits von beiden Räten angenommen. 

Im Video erklärt Martin Schmid genauer, welche Hindernisse zum Personalwohnungsmangel beigetragen haben.

Philipp Bregy, Nationalrat VS/Die Mitte 

Der Walliser Nationalrat Philipp Bregy (Die Mitte) will den aktuell gültigen MWST-Sondersatz über das Jahr 2027 hinaus sicherstellen, denn dieser gilt nur befristet. Bregy erklärt im Gespräch, dass mit dem Sondersatz der Tatsache Rechnung getragen wird, dass die Beherbergung eine Exportbranche ist, denn über die Hälfte der Übernachtungen werden an ausländische Gäste verkauft. Die Leistungen werden aber vollkommen in der Schweiz erbracht. Um im internationalen Markt konkurrenzfähig zu bleiben, ist der Sondersatz laut Bregy deshalb entscheidend.  

Der aktuell gültige Sondersatz läuft noch bis 2027. Damit die Beherbergungsbranche nicht bis zu diesem Zeitpunkt in der Schwebe bleibt, hat Bregy eine Motion eingereicht, um für Beherbergungsbetriebe Planungssicherheit zu erhalten. Gleichzeitig hat Esther Friedli im Ständerat eine gleichlautende Motion eingereicht. Bregys Hoffnung ist es, dass der Sondersatz gar verstetigt wird und nicht mehr der regelmässigen Festlegung durch das Parlament unterliegt.  

Philipp Bregy geht im Video unter anderem darauf ein, was ein höherer Mehrwertsteuersatz für die Beherbergungsbranche bedeuten würde.