Grosse Niederlage für Booking.com in Deutschland
Der deutsche Bundesgerichtshof verbietet endgültig alle Paritätsklauseln, die Booking.com von Hotels in Deutschland verlangte.
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Am Mittwoch hat das Bundesgericht in Karlsruhe die deutsche Causa «Lex-Booking» verhandelt und entschieden, dass Paritätsklauseln unvereinbar mit dem Kartellrecht sind. Damit gibt das Gericht der Wettbewerbsbehörde recht. Das Urteil hat Signalwirkung über die deutschen Grenzen hinaus. Christophe Hans, Leiter Public Affairs HotellerieSuisse, erklärt wieso.
Booking.com wehrte sich bis zur obersten gerichtlichen Instanz gegen das Verbot der (engen) Paritätsklauseln, welches die deutsche Wettbewerbsbehörde schon im Jahr 2015 verfügte. Mit dem Urteil herrscht für Hotels in Deutschland nun Rechtssicherheit und Hotels können weiterhin ohne Angst vor Bestrafung die Preise auf allen Vertriebskanälen frei setzen. Da es sich um ein Verbot aller Paritätsklauseln handelt, gilt dies auch für Konditionen und Verfügbarkeiten.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Wettbewerbsbehörde eingreift. Schon gegen HRS und Amazon wurden Verfahren dazu eingeleitet. Im Gegensatz zu HRS und jetzt Booking.com verzichtete Amazon im Jahr 2013 selbstständig auf den Gebrauch dieser Klauseln.
Wir haben Christophe Hans, Leiter Public Affairs bei HotellerieSuisse, zum aktuellen Stand in der Schweiz und zur Urteilswirkung befragt.
Hat das Urteil des Bundesgerichtshofes in Deutschland Auswirkungen auf die Schweiz?
Eine direkte Auswirkung hat es nicht. Wir können jedoch von einer Signalwirkung sprechen. Es wird immer deutlicher, nicht nur für die Politik sondern auch für die Rechtsprechung, dass Paritätsklauseln den Wettbewerb und damit die unternehmerische Freiheit einschränken. Das hat nun erstmals auch ein oberstes Gericht entschieden. Der Druck steigt für eine Abschaffung dieser wettbewerbshemmenden Regeln.
Wie geht es in der Schweiz weiter?
Zunächst ein Blick zurück: Die Behörden haben die Umsetzung des Verbots in der Schweiz bewusst möglichst lange herausgezögert. Schliesslich hat das Parlament schon 2017 den Auftrag erteilt.
Bis Ende Februar 2021 lief eine Vernehmlassung zu einem Vorschlag zur Umsetzung eines Verbots in der Schweiz. Neben HotellerieSuisse haben sich viele andere Verbände, Konsumentenschützer, Kantone und auch eine grosse Zahl Unternehmerinnen und Unternehmer für ein Verbot ausgesprochen.
Jetzt wird es dann ernst. Der Bundesrat wird wohl im Juni den endgültigen Vorschlag zuhanden des Parlaments verabschieden.
Was kann der einzelne Hotelier / die einzelne Hotelière tun?
Vier Dinge:
- Die Medien werden in den nächsten Monaten genauer hinschauen. Behalten Sie Ihre Preise und Konditionen auf der Website und den anderen Vertriebskanälen im Griff und bieten Sie auf der eigenen Website immer den besten Preis an! Da Booking.com, Expedia und HRS in der Schweiz noch legal enge Paritätsklauseln durchsetzen dürfen, heisst dies mindestens der gleiche Preis beim Online-Vertrieb wie auf den OTA. Beim Offline-Vertrieb (Mail, Telefon etc.) ist die Preissetzungsfreiheit schon gegeben.
- Auch die Konsumenten verstehen immer besser, dass die Direktbuchung beim Hotel im Normalfall den besten Deal bringt. Umso wichtiger ist es auch gegenüber dem Konsumenten klar und transparent zu kommunizieren und die Mitarbeitende entsprechend zu schulen.
- Wenn Sie Parlamentarier und Parlamentarierinnen persönlich kennen, sprechen Sie diese an, wenn das Geschäft im Parlament zur Diskussion steht. Wir werden Sie zu gegebenem Zeitpunkt mit weiteren Infos bedienen.
- Nutzen Sie die kommenden Monate für Schulungen der Mitarbeitenden und investieren Sie in Ihre direkten Vertriebskanäle. HotellerieSuisse bietet Ihnen dazu diverse Hilfestellungen an (siehe etwa Typsy und Beraternetzwerk).
Dazu auch folgender Veranstaltungstipp:
Der Weg zur digitalen Customer Journey
Die Customer Journey wird bereits in wenigen Jahren fast ausschliesslich digital sein - auch in der Hotellerie. Dies bringt viele Vorteile, aber auch Herausforderungen. Erfahren Sie im Booster Talk vom 2. Juni 2021 um 14 Uhr, wie Sie eine gute digitale Journey umsetzen.
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