Von der Idee zur Realisation: Förderinstrumente im Tourismus
Dem Tourismus stehen zahlreiche Förderinstrumente des Bundes zur Verfügung. Verschiedene Hoteliers und Hotelièren erzählen von ihren Projekten und wie diese durch die verschiedenen Förderinstrumente unterstützt wurden.
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Der Weg von einer Projektidee bis zur Realisation ist meist mit verschiedenen, finanziellen Hürden verbunden. Vier Förderinstrumente des Bundes helfen der Beherbergungsbranche dabei, dass es nicht nur bei der Idee bleibt. Ob ein Neubauprojekt, eine Kooperation zwischen Hotels, der Förderung von innovativen Konzepten oder Branchenlabels – Branchenkolleginnen und -kollegen erzählen von ihren Erfarungen mit den Förderinstrumenten und den daraus realisierten Projekten.
Aktuelle Trends dank der NRP praxisorientiert testen
Die Neue Regionalpolitik (NRP) fördert innovative und wertschöpfungsorientierte Programme und Projekte zur Verbesserung der reionalen Standortvoraussetzungen für KMU-Aktivitäten. Dabei erteilt die NRP Pauschalbeiträge in Form von À-Fonds-perdu-Beiträgen sowie rückzahlbare Darlehen. Im Fokus stehen Projekte und Aktivitäten in Berggebieten,weiteren ländlichen Räumen sowie in Grenzregionen.
Das Projekt «Laborhotel als dritter Lernort» vom The Lab Hotel in Thun wird von der NRP untertützt und beinhaltet zwei Hauptbereiche: «Durch den unmittelbaren Transfer vom im Unterricht erworbenen Wissen in die Praxis können unsere Studierenden ihr Wissen im Laborhotel direkt anwenden», sagt Janine Rüfenacht, Vizedirektorin Hotelfachschule Thun. Der zweite Bereich umfasst eine Innovationsplattform für die Branche, die im The Lab Hotel umgesetzt wird. In den Lab Rooms werden aktuelle Trends und neue Technologie aus Hotellerie und Gastronomie mit Branchenpartnern ausprobiert und umgesetzt. So können z.B. Themen wie «Nachhaltigkeit», «Schlafen», «digitale Assistenten», «neue Servicequalität» oder «Communities» pionierhaft getestet werden.
Bis die Hotelfachschule Thun eine Zusage der NRP erhalten hatte, dauerte es ungefäht 2.5 Monate. Janine Rüfenacht hat die Zusammenarbeit als sehr effizient und pragmatisch empfunden und empfiehlt ihren Branchenkollegen, die NRP im Hinterkopf zu behalten: «Betriebe, die ein Projekt im grösseren Umfang starten, sollten unbedingt die Möglichkeiten eine Zusammenarbeit mit der NRP prüfen. Speziell die Förderschwerpunkte Wissens- und Technologietransfer sowie unternehmensübergreifende Kooperationen waren für unser Gesuch ausschlaggebend.»
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Kooperation familienfreundlicher Hotels dank Innotour
Innotour ist das Innovationsprogramm des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) für den Tourismus und konzentriert die Förderung auf nationaler Ebene. Es werden jedoch auch regionale und lokale Vorhaben gefördert. Innotour will das Innovationsklima in Destinationen verbessern, damit Innovationen auslösen und die Wettbewerbsfähigkeit der Destinationen stärken. Dies geschieht im Rahmen von Pauschalbeiträge in Form von À-Fonds-perdu-Beiträgen. Ein weiterer Schwerpunkt ist der Wissensaufbau im Tourismus, der auch die Wissensdiffusion umfasst. Im Rahmen von Inntour wird vor allem die Entwicklung und Einführung neuer Produkte sowie die Ausrüstungen und Vertriebskanäle gefördert, eine Verbesserungen bestehender Dienstleistungen angestrebt und die Schaffung wettbewerbsfähiger Strukturen sowie die Verbesserung der Aus- und Weiterbildung angestrebt.
Acht Hotels – ein Ziel. So lautet der Slogan Swiss Family Hotels. Die Kooperation vereint führende familienfreundliche Hotels und Resorts in der Schweiz unter einem Dach. Patric und Nadja Vogel führen das Märchenhotel in Braunwald und waren Gründungsmitglied der Kooperation, die das Ziel verfolgt, die gesamte Gruppe als familienfreundliche Hotels auf hohem Niveau zu positionieren. «Es hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass die Sichtbarkeit von wirklich qualifizierten familienfreundlichen Hotels in der Schweiz fehlt. Deshalb haben wir uns mit gleichpositionierten Hotels zusammengeschlossen», erklärt Patric Vogel. Die Mitglieder verpflichten sich, erstklassige und überdurchschnittliche Kriterien und Qualitätsanforderungen zu erfüllen. Die Gruppe selbst definiert dies als «Best in Class» für Familienferien. Die Kooperation bietet grosse Vorteile auf verschiedensten Ebenen: «Der Erfahrungsaustausch ist zentral. Herausforderungen wie beispielsweise in den letzten zwei Jahren mit dem Coronavirus sind gemeinsam einfacher zu bewältigen», sagt Patric Vogel. Aber nicht nur in Krisenzeiten ist der Austausch wertvoll: «Wir tauschen in der Gruppe unsere Ideen aus und schulen die Mitarbeitende gemeinsam. Durch Weiterempfehlung der Partnerbetriebe wird auch die Visibilität gestärkt», sagt der Hotelier.
Familienfreundliche Hotels müssen ihren Fokus auf eine altersgerechte Infrastruktur legen, welche verschiedene Generationen abholt. Dafür braucht es gewisse Outdoor- und Indoor-Anlagen. Die Mitglieder der Swiss Family Hotels haben vor allem in diesem Bereich die Fördergelder eingesetzt. Patric Vogel empfiehlt allen, die eine überzeugende Vision haben und die alle Kraft einsetzen wollen, um ein Projekt oder eine Idee umzusetzen, sich für ein Innotour-Projekt zu bewerben. «Die Eigenleistung darf dabei nicht unterschätzt werden», sagt der Hotelier und fügt an, «Wer Geld beantragt, muss auch Leistung bringen und diese dokumentieren können. Letzteres sollte bereits beim Gesuch um Unterstützung beachtet werden.»
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Neubau-Projekt mit Unterstützung der SGH
Die Schweizerische Gesellschaft für Hotelkredit (SGH) setzt die Förderung der Beherbergungswirtschaft für den Bund um. Im Fokus der SGH stehen Klein- und Mittelhotels in touristischen Regionen, die erheblichen saisonalen Schwankungen ausgesetzt sind. Mit Darlehen unterstützt die SGH verschiedene Projekte – von Erwerb, Neubau, Ersatzneubau bis zur ganzheitlichen Erneuerung eines Beherbergungsbetriebs. Weiter steht ein Beratungsangebot zur nachhaltigen Stärkung der Markt- und Wettbewerbsfähigkeit zur Verfügung, das allen Betrieben in der Schweiz offensteht. Der Neubau des Hotel Klausenpass konnte dank der SGH realisiert werden.
«Obwohl die Klausenpass-Betriebe AG über ein sehr gute Substanz mit grossem Eigenkapital verfügte, war die Finanzierung für das neue Projekt eine grosse Herausforderung», sagt Gusti Schuler, Mitglied des Verwaltungsrats der Klausenpass-Betriebe. Das Eigenkapital wurde laut Schuler für das neue Projekt zwar stark erhöht und der Betrieb suchte neue Aktionäre. Um die Finanzierungslücke zu schliessen, mussten weitere Partner gesucht werden. Neben der SGH waren das zudem Fördergelder des Kantons (NRP) sowie der Berghilfe. Die Zusammenarbeit mit der SGH erlebte Gusti Schuler, der stark in der Finanzierung des Neubau-Projekts eingebunden war, stets als professionell und unkompliziert. «Die erste Kontaktaufnahme war im Januar 2019. In der Folge kam es zu unserem Kredit-Antrag, der speditiv bearbeitet wurde. Die Auszahlung der ersten Tranche erfolgte im August 2021. Die Zusage für die Finanzierung kam aber bereits 2020», sagt Schuler.
Gusti Schuler empfiehlt grundsätzlich für alle Gastro-Projekte, sich mit der SGH in Verbindung zu setzen: «Die Schweizer Banken sind mit der Kreditvergabe für Gastro-Projekte äusserst zurückhaltend und die Konditionen sind nicht fördernd. Darum finde ich es gut, dass es Institutionen wie die SGH gibt, die diesen Teil der Volkswirtschaft übernehmen und unterstützen». Es gibt im Prozess einige Hürden zu überwinden: «Es braucht Überzeugung, Engagement und Hartnäckigkeit für die Umsetzung», sagt Schuler und konkludiert, «Aber es lohnt sich.»
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Swisstainable: Vom «Hidden Champion» zum Nachhaltigkeits-Leader
Schweiz Tourismus ist im Auftrag des Bundes für die Nachfrageförderung für die Schweiz als Ferien-, Reise- und Kongressland im In- und Ausland verantwortlich. Im Zentrum stehen die Erschliessung von neuen und entfernten Märkten, ein koordinierter Marktauftritt aller Akteure sowie die Beratung der Destinationen bei der Entwicklung von international marktgängiger Produkte. Eines dieser Projekte ist das Programm «Swisstainable». Die neue Nachhaltigkeitsstrategie von Schweiz Tourismus und der Tourismusbranche unterstützt die verschiedenen Tourismusakteure dabei, die bereits seit langem gelebte Nachhaltigkeit auch für die Gäste sichtbar zu machen.
René Dobler (Foto: Niels Franke) ist CEO der Schweizerischen Stiftung für Sozialtourismus und war im Entwicklungsprozess von Swisstainable von Beginn an involviert und sieht einen grossen Vorteil im Programm, dass die Nachhaltigkeitskommunikation im Tourismus schweizweit koordiniert wird: «Es ist äusserst schwierig, die eigenen, äusserst vielseitigen Bemühungen in Sachen Nachhaltigkeit den Gästen zu präsentieren. Da bietet Swisstainable eine Orientierungshilfe, welche die Bemühungen der unterschiedlichen Angebote, mit unterschiedlichem Engagement zusammenfasst und den Gästen einfach verständlich macht», sagt René Dobler. Auch für die Gäste bietet das Programm eine ideale Grundlage: «Die Konzentration aller Initiativen und Engagements auf einen gemeinsam Nenner macht es den Gästen einfach sich zu orientieren, wie engagiert ein Anbieter in Sachen Nachhaltigkeit ist.» Um die unterschiedlichen Voraussetzungen und den unterschiedlichen Grad des Engagements berücksichtigen zu können, ist das Nachhaltigkeitsprogramm in drei Level gegliedert. So sind beispielsweise alle Jugendherbergen mit dem Ibex fairstay Label auf Stufe 3, die übrigen Betriebe mit vielen Einzelengagements aber ohne umfassenden Nachweis auf Stufe 2.
Das Programm ist für Neueinsteiger im Thema Nachhaltigkeit wie auch für bereits intensiv engagierte Betriebe geeignet: «Ich würde allen touristischen Betrieben empfehlen mitzumachen», sagt René Dobler. Für Neueinsteiger ist das Level 1 als Einstiegsstufe bewusst tief gehalten. Die teilnehmenden Betriebe auf Level 1 geben ein Versprechen ab, sich auf den Weg zu machen, sich dem Thema anzunehmen und erste Schritte zu unternehmen. Weiter können «Halb-Profis» und «Profis» von der gemeinsamen Kommunikation, vom schweizweiten Marketing und der Motivation und Unterstützung des gemeinsamen Ziels profitieren. Natürlich müssen die Betriebe einen gewissen Effort erbringen, wie auch René Dobler sagt: «Es gilt einige Herausforderungen zu meistern, denn echte Nachhaltigkeit zu leben geschieht nicht im Schlaf.» Aber auch hier erhalten die Betriebe Hilfestellung: «Das Kompetenzzentrum bietet für alle Teilnehmenden ganz konkrete Unterstützung. Und das alles erhalten die Betriebe kostenlos!», sagt Dobler und meint weiter, dass die Zusammenarbeit ansporne, den Bemühungen nachzugehen und diese auch sichtbar zu machen: «Das gemeinsame Versprechen, das die Branche öffentlich abgibt, schafft Verbindlichkeit. Es ist eine Verpflichtung zum eigenen Engagement. Die zusätzlichen Plattformen und Kommunikationsmöglichkeiten motivieren zusätzlich.Der Schweizer Tourismus wird nachhaltiger und wir dürfen das auch zeigen!»
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Gezielte Tourismuspolitik als Investition in die Zukunft
Damit eine Stärkung der Innovations- und Investitionsfähigkeit in der Branche sowie der Nachfrageförderung mit gezielten Förderinstrumenten gelingt, fordern wir gemeinsam mit weiteren Tourismusverbänden unter dem Dach des Schweizer Tourismus-Verband (STV) Anpassungen bei den bestehenden Förderinstrumenten: Die Innotour-Projekte brauchen beispielsweise eine Flexiblilisierung der Bundesanteile, im Bereich der Nachfrageförderung (Schweiz Tourismus) braucht es mehr Mittel, um die Märkte in den nächsten zwei Jahren anzukurbeln oder auch die SGH wird sich den veränderten Bedingungen anpassen und neue Finanzierungsmodelle anbieten müssen. Für diese Forderungen setzen wir uns zurzeit ein und versuchen mit der vereinten Kraft der Tourismusallianz die Rahmenbedingungen dementsprechend anzupassen, damit eine rasche und nachhaltige Erholung möglich wird.