Polit-Jahr 2021: Was die Branche dieses Jahr beschäftigt
Marie Forestier, Direktorin im Hôtel Bon Rivage in La Tour-de-Peilz ist Vorstandsmitglied von HotellerieSuisse. Sie erzählt, wie das politische Jahr 2021 für den Verband sowie die Branche aussieht und welche Themen neben Corona an Bedeutung gewinnen.
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Auch 2021 wird noch stark von der Krise geprägt sein. Gesamtwirtschaftlich und gesellschaftlich bleiben die Einschnitte durch die Pandemie erheblich. Dennoch werden in diesem Jahr auch andere Themen politisch im Fokus stehen. So verändert sich etwa das Verhältnis zu den Buchungsplattformen, im Parlament wird die Fair-Preis-Initiative und deren Gegenvorschlag beraten und das Thema Nachhaltigkeit wird nicht nur bei HotellerieSuisse in den Vordergrund gerückt.
Erholung von der Krise
Seit bald einem Jahr befindet sich die Beherbergungsbranche coronabedingt in Schieflage. Insbesondere in den Städten kämpfen viele Betriebe ums Überleben. HotellerieSuisse steht in engem Austausch mit Politik und Verwaltung und hält den Druck hoch, damit wirtschaftliche Entschädigungen im Gleichschritt mit verschärften Massnahmen ausgebaut werden. «Rasche Hilfen sind jetzt unerlässlich, damit wir diese schwierige Zeit überstehen. Zudem muss sich der Städetourismus für die Zukunft rüsten», sagt Marie Forestier, Verbandsleitungsmitglied von HotellerieSuisse und Direktorin im Hôtel Bon Rivage in La Tour-de-Peilz. Denn wenn die Krise vorüber sei, werde sich die Branche laut Forestier mit einigen Veränderungen konfrontiert sehen: «Ich erwarte strukturelle Veränderungen im Städtetourismus und im Geschäftstourismus. Die Städte müssen bereit und innovativ sein, um international wettbewerbsfähig zu bleiben und sich abzuheben.» Deshalb sei es bereits heute unerlässlich, die Rahmenbedingungen zu verbessern und Innovationen zu fördern.
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«Lex Booking» – es geht vorwärts
Neben der allgegenwärtigen Krise, die uns momentan stark beschäftigt, werden dieses Jahr auch andere Themen vorangetrieben. Nach über drei Jahren des Wartens hat der Bundesrat einen Umsetzungsvorschlag zur Motion Bischof – auch als «Lex Booking» bekannt – vorgelegt und sieht eine Änderung des Bundesgesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb vor. Damit kommt er dem Auftrag des Parlaments endlich nach und macht den Weg frei, um Preisparitätsklauseln zwischen Online-Buchungsplattformen und Beherbergungsbetrieben zu verbieten: «Dies ist für unsere Branche extrem wichtig. Mit einem entsprechenden Gesetz können wir unsere Preise endlich auch online frei setzen und denjenigen Gästen, die direkt bei uns buchen, günstigere Preise anbieten», sagt Marie Forestier und freut sich, dass dieses Thema endlich weitergetrieben wird. Es resultiere eine Win-win-Situation für Hotel und Gäste: «Wenn die Gäste vermehrt direkt bei uns buchen, sparen wir als Betrieb die Kommissionen der OTA und die Gäste profitieren von besseren Konditionen, die wir ohne die Paritätsklausel anbieten können», sagt Forestier. Wie geht es weiter? Der Umsetzungsvorschlag ist noch bis Ende Februar in der Vernehmlassung. Danach muss das Gesetz noch durchs Parlament. «Die Politik muss den weiteren Prozess jetzt rasch vorwärtstreiben, damit die Schweizer Hotelbetriebe die Preissetzungsfreiheit endlich wieder zurückerhalten», sagt Forestier.
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Ungerechtfertigten Schweiz-Zuschlägen ein Ende setzen
Aufgrund der Corona-Krise ist es wichtiger denn je, dass Hotel- und Gastgewerbe von optimalen Rahmenbedingungen profitieren. Dazu gehört auch, dass Produkte im Ausland zu fairen Preise beschafft werden können. Das Parlament wird 2021 entscheiden, ob es einen wirksamen indirekten Gegenvorschlag zur Fair-Preis-Initiative annimmt, die ungerechtfertigten Schweiz-Zuschlägen ein Ende bereiten soll. Auch in der Hotellerie ist dieses Thema im Alltagsgeschäft merklich spürbar: «Beim Ersatz von professionellen Geräten wie einem Backofen oder einer Waschmaschine sind die Preisunterschiede extrem. Solche Investitionen sind erheblich und es ist unverhältnismässig, 30 Prozent mehr für das exakt gleiche Produkt zu bezahlen, nur weil wir es in der Schweiz kaufen», sagt Marie Forestier und betont damit den Missstand. «Wir sind daher immer wieder versucht, solche Investitionen im Ausland zu tätigen, obwohl unsere Einkaufscharta und unsere Geschäftsphilosophie klar vorsieht, auch beim Einkauf ausländischer Waren Schweizer Lieferanten zu bevorzugen», ergänzt die Hotelière. «Wir hoffen daher, dass die Preise in der Schweiz fairer werden: Das wird unsere Einkaufsprozesse erleichtern und uns erlauben, in Produkte mit einem besseren Preis-Leistungs-Verhältnis zu investieren.»
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Totalrevidiertes CO2-Gesetz als wichtiger Meilenstein
Weiter ist der nachhaltige Umgang mit Ressourcen mit Blick auf den Klimawandel ein Thema, das immer an mehr Gewicht gewinnt. So auch im Betrieb von Marie Forestier, in dem Nachhaltigkeit seit jeher ein zentrales Thema ist und soziale Werte wichtig seien: «Unsere Mitarbeitenden und deren Wohlergehen sind uns ein grosses Anliegen. Auch unseren Einfluss auf die Gesellschaft – insbesondere was ökologische Aspekte betrifft – nehmen wir ernst.» So implementiert das Hotel jedes Jahr neue Massnahmen, um seine Emmissionen zu senken. Dazu gehören unter anderem Investitionen in die Senkung des Energieaufwands und ein verantwortungsbewussterer Einkauf. Auch bei der Bewirtschaftung des hoteleigenen Gartens spiele Nachhaltigkeit laut Marie Forestier eine Rolle: «In unserem jahrhundertealten, biologisch geführten Garten ist uns Artenvielfalt wichtig. Obstbäume, Gemüse und Blumen sind perfekt an unser Klima angepasst.» Das erreiche der Betrieb etwa damit, dass alte, oftmals vergessene Sorten bevorzugt würden, die wertvolle Eigenschaften aufweisen.
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Zur Senkung der Treibhausgas-Emissionen und zur Erfüllung des Pariser Klimaabkommens muss die Schweiz das totalrevidierte CO2-Gesetz umsetzen und damit wichtige Meilensteine auf dem Weg zu einem Netto-null-Ziel realisieren. Auch Marie Forestier ist der Überzeugung, dass die Klimastrategie des Bundes wichtig ist: «Die Strategie bietet einen geeigneten Rahmen, damit alle ihren Teil auf ihrer Ebene leisten können. Mit geeigneten Förderinstrumenten wird auch denjenigen geholfen, die mehr finanzielle Mittel benötigen, um Massnahmen umzusetzen, die sich positiv auf das Klima auswirken.» Auch im Tourismus sieht die Hoteldirektorin die Bedeutung des neuen CO2-Gesetzes und betont, dass Veränderung nur möglich ist, wenn alle zusammenarbeiten: «Damit wir unsere Umwelt und Landschaften erhalten können, müssen alle Akteure in der touristischen Wertschöpfungskette aktiv mitwirken und zwar auf koordinierte Weise.»